Nahrungsergänzungsmittel boomen - ganze 202.000 Tonnen wurden allein in Deutschland im Jahr 2021 produziert. Das sind 12% mehr als im Jahr zuvor. Doch was steckt hinter den beliebten Supplements? Und was sollten Verbraucher bei der Einnahme beachten? Wir haben die häufigsten Mythen rund um Nahrungsergänzungsmittel überprüft.
Inhaltsverzeichnis:
- Was sind Nahrungsergänzungsmittel?
- Mythos 1: Nahrungsergänzungsmittel sind Medikamente
- Mythos 2: Nahrungsergänzungsmittel sind immer unbedenklich
- Mythos 3: Veganer und Vegetarier brauchen automatisch Nahrungsergänzungsmittel
- Mythos 4: Jeder kann Nahrungsergänzungsmittel nehmen
- Darauf solltest du bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln achten
Was sind Nahrungsergänzungsmittel?
Ganze 75% der Deutschen nehmen regelmäßig Nahrungsergänzungsmittel - allen voran Vitamine. Das ergab eine Befragung für die Statista Consumer Insights von 2023.
Nahrungsergänzungsmittel - das sind konzentrierte Quellen von Nährstoffen (oder anderen Stoffen mit ernährungsspezifischer oder physiologischer Wirkung), die in dosierter Form verkauft werden.
Die beliebten Supplements können dabei aus vielen verschiedenen "Zutaten" bestehen:
- Vitamine
- Mineralstoffe
- Aminosäuren
- essenzielle Fettsäuren
- Ballaststoffe
- Pflanzen- und Kräuterextrakte
Nahrungsergänzungsmittel gelten in der EU als Lebensmittel (Verordnung (EG) Nr. 178/2002). Das heißt: Die Verantwortung für die Sicherheit der Produkte liegt beim Hersteller, Einführer, Lieferant oder Händler.
Die Richtlinie 2002/46/EG bestimmt, welche Vitamine und Mineralstoffe den Supplements zugesetzt werden dürfen. Wichtig ist aber: Derzeit gibt es weder Mindest- noch Höchstmengen, was die enthaltenen Stoffe angeht.
Mythos 1: Nahrungsergänzungsmittel sind Medikamente
Stimmt nicht.
Nahrungsergänzungsmittel (kurz NEMs) sind gesetzlich als Lebensmittel deklariert - es handelt sich also nicht um Medikamente. Der entscheidende Unterschied in dieser Deklarierung ist nämlich: Medikamente müssen eine behördliche Zulassung durchlaufen, Supplements nicht.
Sie müssen lediglich beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit gemeldet werden - ganz anders ist das bei Medikamenten, die unter das Arzneimittelgesetz fallen.
Nutzen und Risiken werden bei den Nahrungsergänzungsmitteln also nicht geprüft, weshalb sie eigentlich auch nicht wie Arzneimittel aufgemacht oder mit Heilsversprechen beworben werden dürfen. [1]
Erlaubt sind:
- Gesundheitsbezogene Angaben: Diese müssen sich aber auf die normale Körperfunktion beziehen. (Zum Beispiel: "Trägt zur normalen Funktion des Immunsystems bei")
- Nährwertbezogene Angaben (Zum Beispiel: "zuckerfrei")
- Krankheitsbezogene Angaben (Zum Beispiel: "reduziertes Krankheitsrisiko")
- Welche Behauptungen genau erlaubt sind, ist in der Health-Claims-Verordnung der EU
Nicht erlaubt sind:
- Gesundheitsbezogenen Aussagen, die angeben, dass das Supplement Krankheiten vorbeugen, heilen oder lindern kann.
- Die Aussage, dass eine ausgewogene Ernährung zur Nährstoffversorgung nicht ausreicht.
- Irreführende Werbeaussagen, die womöglich Ängste auslösen
- Gesundheitsbezogene Angaben, die sich auf das ganze Lebensmittel beziehen und nicht nur auf einzelne Stoffe
- Werbeaussagen, die nicht wissenschaftlich belegt sind
- Aussagen zur Wirksamkeit, die sich nur auf Einzelpersonen beziehen
- Angaben, die auf Empfehlungen von einzelnen Ärzten basieren
Mythos 2: Nahrungsergänzungsmittel sind immer unbedenklich
Stimmt nicht.
NEMs sind also keine Medikamente und frei verkäuflich - also sind sie automatisch unbedenklich, oder? Nein, ganz im Gegenteil. Gerade weil die Supplements keine Mindest- und Höchstmengenbegrenzung haben und vor dem Verkauf nicht umfassend geprüft werden, können NEMs auch Schaden anrichten.
Das Projekt "Klartext Nahrungsergänzung" hat 2023 beispielsweise 33 frei verkäufliche Produkte für Kinder in ihrer Zusammensetzung überprüft - mit folgendem Ergebnis:
- Ganze 70 % der getesteten Produkte überschritten die empfohlenen Referenzwerte für Vitamine und Mineralstoffe bei Kindern.
- Bei Produkten mit Omega 3 warben die Hersteller mit Health-Claims, die nicht erfüllt wurden (aufgrund von zu geringer Dosierung)
- 39% Produkte erreichten oder überschritten sogar die Empfehlungen für Erwachsene. [2]
Werden bestimmte Stoffe stark überdosiert, kann das gesundheitliche Folgen haben. Ein gutes Beispiel dafür: Vitamin D.
Denn während über eine normale Ernährung kaum eine Überdosis Vitamin D erreichbar ist, können (zu) hoch dosierte Supplements eine sogenannte Intoxikation (Vergiftung) mit Vitamin D auslösen.
Bei einer übermäßig hohen Einnahme des Vitamins entsteht im Körper ein erhöhter Kalziumspiegel, der akut zu Übelkeit, Bauchkrämpfen, Erbrechen oder in schweren Fällen zu Nierenschädigung, Herzrhythmusstörungen und sogar bis zum Tod führen kann.
Weil Vitamin D im Körper gespeichert werden kann, ist nicht nur eine akute, sondern auch eine schleichende Überdosierung möglich.[3]
Mythos 3: Veganer und Vegetarier brauchen automatisch Nahrungsergänzungsmittel
Stimmt teilweise.
Noch immer hält sich hartnäckig das Gerücht, dass Vegetarier und Veganer quasi von Haus aus auf NEMs angewiesen sind. Das stimmt so nicht ganz.
Die VeChi Youth Studie verglich zwischen Oktober 2017 und Januar 2019 insgesamt 401 Kinder und Jugendliche, die sich entweder omnivor, vegetarisch oder vegan ernährten.
Das Ergebnis: Sowohl für die vegetarisch als auch die vegan lebenden Kinder und Jugendlichen gab es keine spezifischen Risikonährstoffe. [4]
Eine Ausnahme gibt es aber: Vegetarisch und vegan lebende Menschen sollten in den meisten Fällen Vitamin B 12 supplementieren und den Status regelmäßig überprüfen lassen.
Auch die Studie "Risiken und Vorteile der veganen Ernährung" kam zu einem ähnlichen Ergebnis: Bis auf die Vitamin B-12-Aufnahme waren alle Werte der Probanden vergleichbar gut - allerdings hatten sowohl Veganer als auch Mischköstler in der Versuchszeit Supplements genommen. [5]
Exakte Aussagen zur Vegan-Vegetarischen-Ernährung gibt es bisher nur wenig. Eindeutige Mängel bei bestimmten Nährstoffen konnten bisher aber nicht nachgewiesen werden.
Mythos 4: Jeder kann Nahrungsergänzungsmittel nehmen
Stimmt teilweise.
Welche Supplements für welchen Verbraucher geeignet sind, ist sehr individuell:
- Menschen, die sich abwechslungsreich und gesund ernähren, brauchen mitunter grundsätzlich keine NEMs.
- Menschen, die bestimmte Medikamente nehmen, können aufgrund von Wechselwirkungen womöglich keine NEMs supplementieren.
- Andere wiederum sind auf eine zusätzliche Aufnahme von Nährstoffen durch NEMs angewiesen.
Im Zweifel solltest du also erst mit deinem Hausarzt sprechen, bevor du Supplements zu dir nimmst. So kannst du sicherstellen, dass etwaige Medikamente oder Vorerkrankungen nicht negativ von den Nahrungsergänzungsmitteln beeinflusst werden und dir kein zusätzliches gesundheitliches Risiko droht.
Darauf solltest du bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln achten
- Informiere dich genau über die enthaltenen Zutaten und die jeweiligen Mengen.
- Übertriebene Werbeversprechen sollten dich misstrauisch machen - halte von solchen Produkten lieber Abstand.
- Ausschließlich vage Verzehrempfehlungen sind ebenfalls nicht vertrauenserweckend und sollten gemieden werden.
- Hole dir im Zweifelsfall den Rat deines Hausarztes ein.
- Halte dich an die Verpackungsanweisung und überprüfe die enthaltenen Mengen vorab.
- Befürchtest du einen echten Nährstoffmangel, musst du deinen Arzt aufsuchen - nur er kann dir die dann notwendigen Medikamente verschreiben.
- Überprüfe vorab mögliche Wechselwirkungen mit deinen Medikamenten.
- Wenn du online kaufen möchtest, mach das bestenfalls bei einem in Deutschland ansässigen Shop.
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[1] https://www.verbraucherzentrale.de/recht-gesetz/gesundheitsaussagen-54672
[2] https://www.verbraucherzentrale.de/sites/default/files/2023-08/2023_07_10_marktchecknem-fuer-kinder-2023.pdf
[3] https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Vitamin_D/FAQ11.html#:~:text=Bei%20einer%20%C3%BCberm%C3%A4%C3%9Fig%20hohen%20Einnahme,Bewusstlosigkeit%20und%20Tod%20f%C3%BChren%20k%C3%B6nnen.
[4] https://vechi-youth-studie.de/ergebnisse/
[5] https://www.aerzteblatt.de/archiv/215078/Versorgungsstatus-mit-Vitaminen-und-Mineralstoffen-bei-veganer-Ernaehrungsweise