ADHS-Hilfe für Eltern: 11 Tipps, die Kindern helfen

ADHS-Hilfe für Eltern: 11 Tipps, die Kindern helfen

 

Autor: Dr. med. Achim Zinggrebe 

„Ich kann nicht mehr“. „Das macht meine Familie kaputt“. Oder sogar: „Ich hasse mein Kind manchmal“.

Schießen Dir gelegentlich Aussagen wie diese durch den Kopf, wenn Dich das Familienleben fertigmacht?

Dann denk dran: Du bist nicht allein. Fast alle Mütter und Väter kennen das verzweifelte Gefühl, am Ende zu sein.

Doch mit der richtigen Strategie gelingt ein liebevolles Zusammenleben ohne Chaos. Hier ist unsere „Erste Hilfe“ für Eltern mit ADHS-Kindern samt elf praktischer Tipps.

Erste ADHS-Hilfe für Eltern:

  • Entwirf klare Regeln und Routinen, die für Orientierung sorgen.
  • Belohnungen sind genauso wichtig wie klare Konsequenzen.
  • Entspann Dich! Fehler sind normal. Überforderung auch. Auch Du brauchst Pausen.
  • Probier aus, welche Ernährung, Bewegung, Hobbys Deinem Kleinen guttun.

Oh nein, mein Kind hat ADHS. Was soll ich jetzt tun?

Zuerst einmal: Das Leben geht weiter. Zwar geht der Alltag mit einigen Herausforderungen einher. Doch das Syndrom lässt sich durch die richtigen Maßnahmen gut kontrollieren.

Zunächst solltest Du allerdings erkennen, ob die Diagnose stimmt. Während es dafür ein paar schnelle Tests gibt, etwa diesen Elternfragebogen, solltest Du unbedingt zum Arzt gehen, um Sicherheit zu haben. Kinder-und Jugendpsychiater können eine gute erste Anlaufstelle sein.

Typische Symptome von ADS (Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom) sind die Schwächen, sich längere Zeit zu konzentrieren (etwa beim Lernen), den Tag zu planen und Emotionen zu kontrollieren. Bei ADHS kommt noch Hyperaktivität dazu. Hier werden die Unterschiede genauer erklärt.

Ist ein Erziehungsfehler schuld?

Nein. Genauso wenig wie zu viel Zucker, Fernsehen oder Videospiele. Auch ist Dein Kind weder faul noch (mental) krank.

Vielmehr liegt der Fehler in einer neurologischen Störung, also einem Ungleichgewicht im Gehirn.

Die Ursachen dafür sind vielfältig: Die Gene und das Hirn spielen die größte Rolle. Umweltfaktoren wie die Ernährung beeinflussen die Ausprägung zusätzlich.

Kann man damit leben?

Ja, sehr gut sogar. Denn es gibt auch positive Eigenschaften: Im Erwachsenenalter lassen Symptome wie die Hyperaktivität oft nach, während die Kreativität und viel Energie bleiben.

Dafür ist aber ein entsprechender pädagogischer Umgang notwendig. Ohne Hilfe leiden viele Kinder unter Beziehungsproblemen (in Liebe und Freundschaft), einem geringen Selbstwertgefühl und Angstgefühlen bis Depressionen.

Zum Glück ist relativ gut erforscht, welche Bedürfnisse Kinder mit ADHS haben und wie Eltern sich verhalten sollten.

11 Tipps zum richtigen Umgang mit betroffenen Kindern

ADHS und ADS sind nicht heilbar (es sind ja auch keine Krankheiten). Es geht also darum, die Auswirkungen möglichst gut in den Griff zu bekommen.

Zwar sind die tatsächlichen Umstände immer individuell – es lohnt sich also, viel auszuprobieren. Doch diese elf Erziehungstipps helfen in den meisten Fällen, den Teufelskreis zu durchbrechen.

#1 Stelle klare Regeln auf

Betroffene Kinder haben es oft schwer, sich zu organisieren. Anweisungen wie „Mach die Hausaufgaben“ sind deshalb zu schwammig. Besser: „Erledige Übung 1-3 im Deutschheft und komm dann wieder zu mir“.

Auch wichtig: Mit dem Partner gemeinsam zu entscheiden. Unterschiedliche Aussagen verwirren nur.

Ältere Kinder oder Jugendliche solltest Du zudem einbeziehen, wenn Du Regeln aufstellst.

 #2 Oft loben, Konsequenzen durchziehen

Verhaltensauffällige Kinder brauchen besonders viele Signale, was sie richtig oder falsch machen.

Oft ist es einfacher, zu tadeln – und das ist auch wichtig. Wirf aber nicht mit leeren Drohungen um Dich, sondern kündige klare Konsequenzen an, die Du dann auch durchziehst.

Schwerer, aber umso wichtiger, sind dafür Belohnungen: Für kleine Dinge reicht schon ein Lob oder ein Lächeln. Ordentliche Zimmer verdienen auch einmal ein Stück Schokolade.

Ein Beispiel: Dein Sohn bringt den Müll wie gewünscht raus – ein „Dankeschön“ sorgt dafür, dass er es gerne wieder macht. Er kümmert sich trotz mehrmaliger Aufforderung nicht darum? Sag ihm direkt, dass er deshalb seine Playstation-Privilegien für einen Tag verliert.

#3 Eine Verhaltenstherapie für die Familie besuchen

Fallen Tipps #1 und #2 schwer? Dann kannst Du Dir Unterstützung von Experten holen, um negative Verhaltensmuster gegen positive zu tauschen. Eine Therapie besprichst Du am besten mit dem Kinderarzt.

#4 Führe Rituale ein

Gleiche, wiederkehrende Abläufe helfen dem Nachwuchs, sich auf das Kommende vorzubereiten. Das bringt Ruhe und damit mehr Fokus ins Spiel. Einfache Rituale sind:

  • Zur gleichen Zeit aufstehen und ins Bett gehen
  • Immer am Montag das Zimmer aufräumen
  • Beim Lernen nach 30 Minuten eine Pause einlegen

In unserem kostenlosen Elternratgeber findest Du noch mehr Rituale (und wie Du sie einführst).

#5 Die richtige Ernährung

Bei Kindern mit AD(H)S treten überdurchschnittlich oft Mangelerscheinungen bestimmter Nährstoffe auf. Häufig fehlt es vor allem an Magnesium, Zink und Omega-3-Fettsäuren. Doch diese sind wichtig, um das – ohnehin schon unausgeglichene Gehirn – optimal zu unterstützen.

Achte deshalb umso mehr auf eine ausgeglichene Ernährung. Einen erhöhten Nährstoffbedarf kannst Du mit Nahrungsergänzungsmitteln decken.

#6 Medikamente ergänzen

Medikamente können helfen, Symptome zu lindern. Gleichzeitig gehen sie oft mit Nebenwirkungen einher.

Darum ist es wichtig, die richtige Einstellung zu finden. Ein langfristig zuständiger Arzt verschreibt Medikamente, die zur Situation Deines Kindes passen.

#7 Sorge für Beschäftigung, besonders draußen

Bewegung hilft Deinem Kind, überschüssige Energie abzulassen. Gleichzeitig stärken Sport oder andere Hobbys – vor allem in Vereinen – das Selbstbewusstsein und die soziale Ader.

Wichtig: Der Sport sollte unter Aufsicht stattfinden, da Kinder mit ADHS durch riskantes Verhalten häufiger Verletzungen erleiden.

#8 Verbessere die Lernatmosphäre

Vor allem Hausaufgaben oder die Vorbereitung auf den nächsten Test sorgen regelmäßig für Stress in der Familie. Kein Wunder: Wenn die Konzentration schwerfällt, macht auch das Lernen keinen Spaß.

Darum solltest Du die Lernatmosphäre von Ablenkungen befreien:

  • Verbanne PC, TV-Gerät und Smartphone aus dem Zimmer
  • Plane halbstündige Pausen mit Bewegung ein, um Energie loszuwerden
  • Lerne immer zur selben Zeit, um eine Routine zu schaffen

Setze gleichzeitig weniger auf das klassische Durchpauken und mehr auf interaktives Lernen: Stelle Fragen, statt Textabschnitte auswendig lernen zu lassen, und belohne jede richtige Antwort.

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#9 Führe Protokoll

Begleitet ein Arzt Deine Familie über einen längeren Zeitraum, bekommt er schon einen ganz guten Eindruck der individuellen Ausprägung der Symptome Deines Sprosses.

Doch auch seine Beratung fußt zum Großteil auf Deinen Beschreibungen. Ein kompletteres Bild kannst Du mit einem Tagebuch liefern.

Notiere, …

… welche Routinen jeden Tag durchlaufen werden,

… welche Speisen und Getränke (besonders mit Zucker) Dein Kind zu sich nimmt,

… welche Medikamente und Ergänzungsmittel Du verabreichst,

… wie Dein Nachkomme auf äußere Einflüsse reagiert und

… gib Noten, wie der Tag gelaufen ist.

Auch die Lehrer oder Erzieher profitieren von diesen Aufschrieben.

#10 Gönne Dir eine Pause

Zu einer gesunden Vater- oder Mutter-Kind-Beziehung gehören immer zwei Seiten.

Für Dich geht es vor allem darum, den Stress abzuschütteln.

Schließlich kostet es viel Geduld und Kraft, die Ruhe zu bewahren, Wutanfälle auszuhalten und bockigen Reaktionen zu begegnen. Wenn Du chronisch erschöpft bist oder kurz vor dem Burnout stehst, fällt es schwer, überlegte Entscheidungen zu treffen.

Elternhilfe ist darum auch Selbsthilfe. Plane entspannte Abende ein. Hol Dir Unterstützung von einem Babysitter und verbring ein Wochenende mit Deinem Partner. Kenne Deine Grenzen.

Eltern berichten von einem einfacheren Familienleben, sobald die Belastung abfällt.

#11 Such Dir Unterstützung

Du bist nicht allein. Tausende Eltern in Deutschland teilen Deine Sorgen, Fragen, Wünsche. Es tut gut, sich Erfahrungsberichte anderer Familien anzuhören oder sich in Elterncoachings Expertenrat zu holen.

Hier findest Du genau das:



Dr. med. Achim Zinggrebe ist Vater von drei Söhnen und Gründer von Machinaro. Seine Nahrungsergänzungsmittel und Ratgeber sollen Menschen helfen, den Alltag trotz AD(H)S zu meistern.

 

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